Der Gottorfer Codex
Die herausragende Bedeutung des Neuen Werks, wie der Garten von Friedrich III in historischen Quellen genannt wird, beruhte neben seiner ungewöhnlichen Anlage als Terrassengarten italienischen Zuschnitts vor allem in seiner Pflanzenvielfalt. In der Anlage gab es zahlreiche in Schleswig-Holstein nicht heimische Pflanzenarten, deren Beschaffung kostspielig war und die die Gärtner vor neue Herausforderungen stellte. So gab es dort unter anderem verschiedene Arten von Zitrusfrüchten, Aloen und Ananas.
Die Mühe lohnte sich, denn die außergewöhnliche Bepflanzung machte die Anlage zu einer botanischen Sensation. Friedrich III. war so stolz darauf, dass er dem Hamburger Künstler Hans Simon Holtzbecker (gest. 1671) den Auftrag erteilte, einen Pflanzenatlas zu erstellen - ein so genanntes Florilegium. Holtzbecker schuf 1649/59 daraufhin den vierbändigen Gottorfer Codex, der sich heute in Kopenhagen befindet.
Inzwischen geht man davon aus, dass der Gottorfer Codex entstanden ist, da Friedrich III. und sein Hofgelehrter Adam Olearius eine Nomenklatur als Grundlage für eine botanische Taxonomie entwickeln wollten. Dies war ein wissenschaftlicher Ansporn, der allerdings erst durch den großen schwedischen Naturforscher Carl von Linné im 18, Jahrhundert eingelöst werden sollte.
Holtzbeckers Pflanzenkatalog bildet die Grundlage für die heutige historische Bepflanzung des Barockgartens. Obwohl der Garten etwa 250 Jahre lang nicht gepflegt worden war, haben sich von den rund 1.200 Arten bis heute ungefähr 20 erhalten.
Sie sind in den angrenzenden Waldgebieten zu finden. Bei der Wiederherstellung des Neuwerkgartens galt es, diese sogenannten Stinzenpflanzen an ihrem angestammten Ort zu bewahren. Sie wurden kartographisch erfasst, einzelne Exemplare ausgegraben und am botanischen Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel vermehrt.