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Der Barockgarten

Die Gottorfer Schlossinsel war im 17. Jahrhundert umringt von prächtigen Gärten. Schon im späten 16. Jahrhundert entstanden südlich der Insel Westgarten und Alter Garten und ab 1637 – also mitten im Dreißigjährigen Krieg – ließ Herzog Friedrich III. durch seinen Hofgärtner Johannes Clodius (1584-1660) rund 500 Meter nördlich der Schlossinsel einen weiteren, ganz besonderen Garten, das sogenannte Neue Werk anlegen. Der Garten bestand zunächst nur aus Herkulesteich, ebenerdigem Parterre, in dessen Zentrum ein achteckiger Pavillon stand, und einer höhergelegenen Gartenterrasse. Dies ist der Vorläufer des heutigen Barockgartens.

Friedrich III., unter dessen Herrschaft Gottorf nicht nur zu einem der bedeutendsten Fürstenhöfe Nordeuropas aufstieg, sondern auch zu einem kulturellen und wissenschaftlichen Zentrum geworden war, ließ diesen kleinen Garten anlegen, um dort viele im 17. Jahrhundert noch exotische Pflanzenarten zeigen zu können. Wie ungewöhnlich die Pflanzenvielfalt dieses Gartens war, belegt ein historischer Pflanzenatlas, der sogenannte Gottorfer Codex, den Friedrich III. bei dem Hamburger Blumenmaler Hans Simon Holtzbecker (gest. 1671) beauftragte.

Vom prächtigen Barockgarten zum Reitplatz

Um 1650 wurde im Scheitel der halbrunden Böschungsmauer ein prächtiges Lusthaus in Formen der Spätrenaissance errichtet, in dem nach einem Umbau im Jahr 1654 der Gottorfer Globus aufgestellt wird. 

Unter Friedrichs Sohn Herzog Christian Albrecht erfährt der Garten ab 1660 tiefgreifende Veränderungen: er wird um vier Terrassen nach Norden erweitert, die angrenzenden Waldbereiche im Osten und Westen werden terrassiert und in das Gartenkonzept einbezogen.

Die Terrassen erhalten ein hierarchisches Wegsystem mit prächtigen Freitreppen, Kaskaden und Fontänen sowie eine aufwendige Binnengliederung mit Buxpflanzen in den seitlichen Parterres.

Michael Tatter, der Gärtner Christian Albrechts, gestaltet den Garten ganz im Sinne absolutistischen Denkens und folgt damit dem Vorbild Versailles. Auf der höchsten Terrasse lässt Christian Albrecht schließlich ein weiteres Lusthaus, die Amalienburg, errichten, um den Garten optisch abzuschließen.

Östlich des Herkulesteiches entsteht im ausgehenden 17. Jahrhundert zudem eine Grotte, die im 18. Jahrhundert zum Tempelchen umgebaut wird. Damit hat der Garten seine größte Prachtentfaltung erreicht.

Mit dem Abtransport des Globus und der damit verbundenen Zerstörung des Globushauses im Jahre 1713 scheint das Schicksal des Gartens besiegelt. Unter der Regentschaft des dänischen Statthalters wurde der Garten vereinfacht, er blieb in seiner Anlage jedoch grundsätzlich erhalten.

Erst als Gottorf nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 zur preußischen Kaserne wurde, erfuhr der Barockgarten tiefgreifende Veränderungen. So wurden unter anderem die Terrassen teilweise mit Erde aufgefüllt: die Fläche diente fortan der preußischen Garnison als Reitplatz.

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